Speicheldrüsen-Entzündung

Zusammenfassung

Speicheldrüsenentzündungen werden meist von Viren oder Bakterien verursacht. Eine besondere Rolle spielen dabei Steine, die den Ausführungsgang der Drüse verschließen können. Derartige Steine bestehen vorwiegend aus Kalziumphosphat und - karbonat. Ursachen der Speichelsteinbildung sind Veränderungen in der Speichel-zusammensetzung.

Die betroffene Drüse schwillt an und schmerzt. Eine Zunahme der Schmerzen bemerkt man beim Essen, weil hier vermehrt Speichel produziert wird. Eine Rötung der Haut und Fieber können auftreten.

Therapeutisch werden Antibiotika sowie schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente verabreicht. Ein Speichelstein muss entfernt werden.

Allgemeines

Der Mensch besitzt sechs paarig angeordnete große Speicheldrüsen: die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis) vor dem Ohr, die Unterkieferdrüse (Glandula submandibularis) im Mundboden an der Innenseite des Unterkiefers und die Unterzungendrüse (Glandula sublingualis). Daneben existieren noch zahlreiche kleine Speicheldrüsen, z.B. in den Lippen, der Wange oder dem Rachen.

Die großen Speicheldrüsen produzieren mehr als 90% des Speichels, dabei werden täglich etwa 1,5 - 2 Liter Speichel gebildet. Die Produktion des Speichels ist im Tagesablauf sehr unterschiedlich und einem bestimmten Rhythmus unterworfen. Nachts ist sie sehr gering, beim Essen oder aufgrund verschiedener Reize und Sinneswahrnehmungen, besonders mittags, verstärkt.

Neben Elektrolyten und Enzymen zur Nahrungsverdauung enthält der Speichel Immunglobuline, vor allem das Immunglobulin A (IgA). Dieses dient u.a. der Abwehr von Krankheitserregern in der Mundschleimhaut.

Speichelsteine treten meist in der Unterkieferspeicheldrüse (>90%) auf. Sie bestehen vorwiegend aus Kalziumphosphat und - karbonat. Ursachen der Speichelsteinbildung sind Veränderungen der Speichelzusammensetzung, z.B. bei Hyperkalzämie, Diabetes oder Gicht, oder ein ständiger Sekretstau oder auch rezidivierende Entzündungen. Viele Patienten sind dafür prädestiniert und entwickeln gleichzeitig Gallen- oder Nierensteine.

Die Größe von Speichelsteinen kann wenige Millimeter bis zu ca. 2 Zentimetern betragen.

Definition

Die Speicheldrüsenentzündung ist eine ein- oder beidseitige (20%) bakteriell oder viral verursachte, sich rasch entwickelnde, sehr schmerzhafte Schwellung der großen Speicheldrüsen.

Ursachen

Die häufigsten Erkrankungen der Speicheldrüsen sind Entzündungen. Die Erreger sind Bakterien (Streptokokken, Staphylokokken) und Viren. Speichelsteine sind eine der häufigsten Ursachen für eine Speicheldrüsenentzündung. Dabei verlegt der Stein den Ausführungsgang der Drüse, so dass es zu einem Speichelrückstau kommt. Im gestauten Sekret vermehren sich Bakterien und führen zur Entzündung. Den gleichen Effekt haben Einengungen, Narben oder Tumoren der Speicheldrüsen.

Mangelnde Mundhygiene oder eine Stomatitis (Entzündung der Mundschleimhaut) begünstigen die Entstehung einer Entzündung.

Medikamente, die den Speichelfluss reduzieren, können ebenfalls eine Entzündung hervorrufen. Dazu zählen z.B. Diuretika, Tabletten gegen Depressionen und Allergien (Antihistaminika) oder Herzbeschwerden.

Virale Ursachen sind der Mumps (Ziegenpeter, Parotitis epidemica) im Kindesalter, aber auch die Zytomegalie oder das Coxsackie-A-Virus.

Seltene Ursachen einer Entzündung sind Autoimmunerkrankunegen und Kollagenosen, oder auch das durch starke Mundtrockenheit gekennzeichnete Sjögren-Syndrom.

Eine Bestrahlung, z.B. im Rahmen einer Tumor-Therapie, kann zu einer vorübergehenden Entzündung der Speicheldrüsen, die sogenannte radiogene Sialadenitis, führen.

Symptome

Speicheldrüsenentzündungen treten meist plötzlich und meist einseitig auf, beim Mumps allerdings öfters beidseitig. Die Drüse schwillt dann an, wird hart und schmerzt. Fieber tritt auf. Die Haut über der Drüse ist gerötet und fühlt sich warm an.  Die Schwellung und die Schmerzen nehmen bei Essen zu, da vermehrt Speichel gebildet wird, der einen  Druck auf das entzündete Gewebe ausübt. Manchmal entleert sich Eiter in den Mund und verursacht einen unangenehmen Geschmack. Das Kauen kann bei der Entzündung der Ohrspeicheldrüse schmerzhaft sein, da Kiefergelenk und Kaumuskulatur in unmittelbarer Nähe liegen. Oft kann der Mund kaum noch geöffnet werden. Bei einem Speichelstein entsteht eine schmerzhafte oder auch schmerzlose Schwellung, manchmal nur in Zeiten vermehrter Speichelbildung, wie z.B. beim Essen.

Komplikationen

Bei länger dauernder Entzündung kann sich ein Abszess bilden, also eine eingekapselte Eiteransammlung. Dieser kann aufbrechen und sich nach außen durch die Haut oder in das benachbarte Halsgewebe, ausbreiten. So kann sich daraus eine Allgemeininfektion und sogar eine lebensbedrohliche Sepsis (Blutvergiftung) entwickeln.

Chronisch auftretende Speicheldrüsenentzündungen führen zu einer Vernarbung und Atrophie des Gewebes. Speichel wird dann kaum noch produziert und die Drüse ist dann als derber Knoten tastbar.

Diagnose

Oft geben Informationen über den Zeitpunkt des Auftretens oder eine Zunahme der Beschwerden Hinweise auf eine Entzündung.

Der HNO-Arzt untersucht und betastet die entzündete Drüse. Meist entleert sich dabei Eiter aus dem Ausführungsgang in den Mund. Dieser wird laborchemisch untersucht (Abstrich), um den Erreger nachzuweisen. Gleichzeitig wird nach Ursachen für eine Entzündung im Mundbereich gesucht.

Eine Blutuntersuchung kann die Vermutung einer Entzündung unterstützen.

Mit einer Ultraschalluntersuchung kann ein Abszess, ein Stein oder ein Tumor ausgeschlossen oder natürlich auch bestätigt werden.

Im Einzelfall werden eine Magnetresonanztomographie (MRT), eine Computertomographie (CT) oder bei einer chronischen Entzündung eine Feinnadelpunktion zur Gewinnung von Gewebe durchgeführt.

Zur Darstellung des Gangsystems oder eines Steines kann eine Sialographie erfolgen. Dabei wird in den Ausführungsgang der Speicheldrüse eine kontrastgebende Flüssigkeit gespritzt. Diese breitet sich im Gangsystem der Drüse aus und kann auf einem Röntgenbild sichtbar gemacht werden. Veränderungen oder ein Hindernis, z.B. durch einen Stein, können so besser beurteilt werden.

Therapie

Bei einer Entzündung werden Antibiotika, sowie schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente verordnet. Kühlende alkoholische Umschläge, weiche Kost, reichlich Flüssigkeit und eine intensive Mundhygiene beschleunigen die Heilung.

Sogenannte Speichellocker, welche die Speichelproduktion anregen, werden empfohlen. Dazu gehören saure, zuckerfreie Bonbons, Kaugummi und Getränke (Zitrone). Der vermehrt gebildete Speichel reinigt die Drüse und kann einen Stein sogar nach außen befördern. Hat sich ein Abszess ausgebildet, muss dieser gespalten (inzidiert) werden, damit der Eiter abfließen kann.

Eine Entfernung der Drüse ist notwendig, wenn gehäuft Entzündungen auftreten oder ein Tumorverdacht besteht. Liegt ein Stein vor, kann versucht werden, ihn durch Massieren der Drüse, zu entfernen. Oft ist es vorteilhaft, den Ausführungsgang etwas zu erweitern oder in Lokalanästhesie zu schlitzen.

Manchmal besteht die Möglichkeit, den Stein mittels extrakorporaler Stoßwellenlithotripsie (ESWL) zu zertrümmern. Dabei werden Ultraschallwellen von außen auf den Stein gerichtet, der dann im günstigsten Fall in kleine Konkremente zerfällt. Diese werden dann mit dem Speichelfluss nach außen transportiert.

Ein Teil der Steine muss aber operativ entfernt werden.

Für eine Operation muss ein Krankenhausaufenthalt von etwa einer Woche eingeplant werden.

Prophylaxe

Zur Vorbeugung einer Entzündung der Speicheldrüsen sollte man auf Mundhygiene, Zahnpflege und reichliches Trinken achten. Zuckerfreie und saure Bonbons und Getränke fördern den Speichelfluss.

Ist ein Speichelstein bekannt, sollte er entfernt werden, damit sich nicht die Komplikationen einer Entzündung entwickeln.

Prognose

Unter einer antibiotischen Therapie gehen die Beschwerden meist schnell zurück und die Entzündung heilt folgenlos aus. Eine Entfernung einer Speicheldrüse hat keinen spürbaren Einfluss auf die Speichelproduktion. In seltenen Fällen kann es bei der Operation zu einer Schädigung des Gesichtsnerven kommen, was zu einer diskreten Lähmung führen kann.