Allergien

Obwohl Allergien in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme erfahren haben ( man schätzt die Zahl  der Allergiker allein in Deutschland auf ca. 12 Millionen ), sind Allergien schon seit Jahrhunderten bekannt.  Erste Hinweise hierfür finden sich auf einer Hieroglypheninschrift, nach der Pharao Menes am Stich  einer Wespe verstarb.  Im Mittelalter war das `Rosenfieber´ als Bezeichnung für den Heuschnupfen bekannt. Ihr HNO Arzt ist Facharzt für das "Erfolgsorgan der Allergie" bei allergischem Schnupfen die Nase.

Grundlagen: 

Prinzipiell ist unter einer Allergie eine Änderung der Immunitätslage im Sinne einer krankmachenden Überempfindlichkeit zu verstehen. Die Aufgabe des Immunsystems besteht in erster Linie darin, zwischen körpereigenen und körperfremden Stoffen bzw. Molekülen zu unterscheiden. Dies geschieht zum einen mittels etwa 1 Billion Lymphozyten (weiße Blutkörperchen) im Blut, Rachenring, Thymus, Milz, Lymphknoten, sowie in der Haut und in den Schleimhäuten. Zum anderen bildet das Immunsystem spezielle Einweißkörper, die sogenannten Immunglobuline welche im Blut und Speichel zirkulieren. Bei einer Allergie reagiert nun das Immunsystem deutlich stärker auf Umweltreize wie z.B. Blütenpollen als bei einem `Gesunden´. Im Falle einer Pollenallergie aktivieren allergene Substanzen (Pollen) spezielle Immunglobuline der Klasse E, die wiederum eine vermehrte Freisetzung von Entzündungsstoffen (Histamin,  Leukotriene u.a.) aus körpereigenen Speicherzellen, den sogenannten Granulozyten bewirken. Die freigesetzten Entzündungsstoffe bewirken im Körper die eigentlichen allergischen Symptome,  wie Schleimhautschwellungen Juckreiz, Augen und Nasenlaufen sowie asthmatische Beschwerden. 

Diagnostik mittels Allergietestungen

Was ist bei Allergietesten zu beachten?


Vor und nach der Untersuchung sollten Sie keinen Sport treiben oder sich  körperlich anstrengen um die Gefahr einer Überreaktion zu minimieren. Bringen Sie bitte alle Medikamente mit die Sie einnehmen, insbesondere blutdrucksenkende Mittel.  Auch sollten Sie keine antiallergischen Medikamente einnehmen, da sie eine allergische Reaktion verhindern und das Testergebnis verfälschen.

Pricktest

Der Pricktest (englisch: prick = Einstich) ist der häufigste durchgeführte Allergietest Er dient zum Nachweis einer so genannten Typ-I-Allergie, wie zum Beispiel einer Sensibilisierung gegenüber Pollen oder Tierhaaren. Hierbei wird ein definierter Allergenextrakt auf die Haut aufgetropft und anschließend mit einer Lanzette leicht angestochen so dass die jeweiligen Substanzen in die Oberhaut eindringen. Die Testreaktion kann nach 20 Minuten im Vergleich zu zwei immer mitgeführten Leertestungen (Positivkontrolle mit Histamin und wirkstofffreier Negativkontrolle) abgelesen werden. Beurteilt wird die Hautrötung und die Quaddelgröße. Der Pricktest ist meist schmerzfrei.

Nasaler Provokationstest

Bei diesem Test werden die zu testenden Allergenextrakte auf die Nasenschleimhaut gesprüht oder getropft. Nach einer Wartezeit werden die bei einer entsprechenden Sensibilisierung des Patienten auftretenden allergischen Symptome notiert (Nasenlaufen, Anzahl der Niesattacken und auch Symptome an anderen Organen wie Augentränen oder -rötung, Nesselausschlag der Haut, Husten usw. )Zusätzlich erfolgt eine Auswertung durch Messung der Nasenatmung (= Rhinomanometrie) dabei wird der Luftstrom beim Atmen durch die Nase in Abhängigkeit vom Druck gemessen. Schwillt die Nasenschleimhaut aufgrund einer allergischen Reaktion nach der Allergengabe (Provokation) an, vermindert sich der Volumenstrom von Luft durch die Nase

Allergene:    

Hausstaubmilbe 

Die mikroskopisch kleinen Hausstaubmilben zählen zu der Gattung der Spinnentiere und sind ca. 0,31 bis 0,39 mm groß Ihr Gewicht beträgt etwa 3,4 Millionstel Gramm. Hausstaubmilben ernähren sich in erster Linie von Hautschuppen und mögen es gern feucht und warm. Man findet sie deshalb vorzugsweise in Betten ( Matratzen, Bettzeug, Kissen ) da hier für sie optimale Lebensbedingungen bestehen: Eine optimale Temperatur wird im Bett durch den Menschen erzeugt, es besteht eine optimale Luftfeuchtigkeit im Bett durch Schweiß ( etwa ein halber Liter pro Nacht und Person sowie reichlich Nahrung   die ein bis zwei Gramm Hautschuppen die ein Mensch pro Tag verliert ernähren 1,5 Millionen Hausstaubmilben ) Es finden sich pro Gramm Bettstaub etwa 4000 Milben. Allergieauslösend ist jedoch nicht die Hausstaubmilbe selbst, sondern der ausgeschiedene Milbenkot.

 
Vorratsmilbe 

Im Gegensatz zur Hausstabmilbe ernähren sich Vorratsmilben nicht von Hautschuppen sondern von Getreide, Mehlstaub, Trockenfrüchten, Käse Pilzen und Nahrungsmittelresten. Auch hier ist das Allergen nicht die Milbe selbst sondern die Fäkalien der Milbe.

Pollen

(d.h. der Blütenstaub) sind bei höheren Pflanzen die Träger des männlichen Erbgutes und somit verantwortlich für die Vermehrung der Pflanzen. Die Blütenpollen der im Freien wachsenden Pflanzen werden mit dem Wind über große Entfernungen verbreitet, so können die sehr leichten Pollen in Höhen bis zu 5000 m aufsteigen und sich über weite Entfernungen bis zu 500 km verbreiten. Eine Roggenähre setzt allein mehr als  vier Millionen Pollenkörner frei. Je nach Jahreszeit treten unterschiedliche Pollenarten auf, bedingt durch die jeweilige Blütezeit einer Pflanzenart. 

Pollenflugkalender

  PFLANZENARTEN

 Jan

 Feb

 Mär

 Apr

 Mai

 Jun

 Jul

 Aug

 Sep

 Okt

 Nov

 Dez

  Erle

            

  Hasel

            

  Ulme

            

  Pappel

            

  Weide

            

  Birke

            

  Eiche

            

  Esche

            

  Flieder

            

  Platane

            

  Löwenzahn

            

  Raps

            

  Hopfen

            

  Holunder

            

  Hafer

            

  Roggen

            

  Weizen

            

  Spitzwegerich

            

  Gräser

            

  Gerste

            

  Linde

            

  Beifuß

            

  Mais

            

  Brennessel

            

  Gänsefuß

            

 

Tierhaare

Nicht nur die Haare sind hier für die allergische Reaktion verantwortlich, sondern auch die den Haaren anhaftenden Hautschuppen und Speichel
stellen Allergene dar auf die der Betroffene allergisch reagieren kann. Schätzungsweise jeder zehnte Haustierhalter entwickelt früher oder später eine Allergie gegen seinen Schützling. Während es verhältnismäßig selten zu einer allergischen Reaktion auf Hundehaare kommt, treten Allergien bei Katzen, Hamster, Kaninchen oder Meerschweinchen deutlich häufiger auf.

Nahrungsmittel

Im Vergleich zur Pollenallergie sind Allergien auf Nahrungsmittel etwas weniger häufig zu finden, ca. 50% aller Pollenallergiker reagieren jedoch auch auf Nahrungsmittel. Dennoch spielen sie für die Betroffenen eine wichtige Rolle, da sie zu einer starken Beeinträchtigung der
Lebensqualität führen können und in ihrem Ausmaß der allergischen Reaktion oftmals bedrohliche Formen annehmen können. Nahrungsmittel mit einem hohen Proteingehalt (Eiweißgehalt) besitzen hier ein großes Allergieauslösepotential. Dazu zählen insbesondere proteinhaltige Nahrungsmittel tierischen Ursprungs wie Hühnerei, Fisch, Schalentiere, Käse und Milchprodukte. Weiterhin sind Nüsse und Sellerie Spitzenreiter in der Hitliste der Nahrungsmittelallergien. Es bestehen ferner sogenannte Kreuzallergien, das heißt, wer auf frühblühende Bäume sensibilisiert ist
zeigt auch häufig allergische Reaktionen auf Äpfel, Birnen, Pfirsich, Kirsche, Nüsse, Mandeln oder Südfrüchte. Wer auf Gras und Getreidepollen reagiert zeigt häufig auch eine Reaktion auf Getreide und Hülsenfrüchte, Tomaten, Pfefferminze sowie Sojabohnen. Allergiker gegen Korbblütler ( z.B. Kamille ) können oftmals Kräuter wie Petersilie oder Beifuß und Gewürze nicht vertragen. Von den allergischen Reaktionen auf Nahrungsmittel
müssen die sogenannten `pseudoallergischen Reaktionen´ auf Nahrungsmittel unterschieden werden. Es liegt hier keine eigentliche allergische Reaktion vor, vielmehr besitzen manche Nahrungsmittel Stoffe wie Histamin die im Ablauf einer allergischen Reaktion auch vorkommen.
Durch den Gehalt an solchen Stoffen können empfindliche Personen ähnliche Reaktionen zeigen wie bei einer richtigen Allergie. So können insbesondere Nahrungsmittel wie Thunfisch manche Käsesorten, Rotwein, Tomaten, Kaffee, Sauerkraut u.a. pseudoallergische Reaktionen auslösen.

Schimmelpilze

Von den überall vorhandenen biologischen Teilchen, die in der Luft schweben, bilden Pilzsporen einen Hauptanteil. Für allergische Beschwerden können Pilze im Innenräumen oder im Freien verantwortlich sein. Während im Freien wachsende Pilze saisonale Beschwerden auslösen können( die charakteristische Sporenflugzeit liegt zwischen Mai und August), lösen in Räumen wachsende Pilze ganzjährige Beschwerden aus.
In Innenräumen begünstigt ein feuchtes Klima das Wachstum von Pilzen. Insbesondere feuchte Wände oder Feuchtigkeit hinter Möbeln aufgrund unzureichender Lüftungsbedingungen sind gute Quellen für Schimmelpilzsporen. Weiterhin vermehren sich Pilze in Topfpflanzen, schlecht gepflegten Luftbefeuchtern in Matratzen und in Mülleimern. Zur Vorbeugung ist eine regelmäßige Lüftung der Räume insbesondere im Badezimmer wichtig. Schimmel an Wänden und hinter Möbeln müssen unbedingt saniert werden (neben der Pilzbeseitigung sollte zusätzlich ein chemisches Pilzbekämpfungsmittel verwendet werden). Verschimmelte Pflanzenerde muss beseitigt werden. Neben ihrer allergieauslösenden Eigenschaften besitzen manche Schimmelpilze die Fähigkeit krebsauslösende Toxine (Gifte) zu produzieren, die sogenannten Aflatoxine.


Insektengifte

Insektengifteiweiße wie die Phospholipase und Hyaluronidase können schwere lokale Reaktionen und schwere allergische Allgemeinreaktionen hervorrufen. In Deutschland wird im Jahr mit 10-50 Todesfällen durch Bienen oder Wespenstiche gerechnet, währenddessen tödliche Zwischenfälle durch Hummeln oder Hornissenextrem selten sind. Insektengiftallergiker sollten sich von ihrem Hausarzt ein Notfall-Set zusammenstellen
lassen

Therapien

1. Allergenkarenz

Die Vermeidung (Karenz) von Allergenen ist bei den Pollen nur zum Teil zu realisieren, z.B. durch Ortswechsel in Form der Urlaubsplanung in der Pollenflugzeit. Für den Bereich der Nahrungsmittelallergie ist jedoch das Weglassen des allergieauslösenden Nahrungsmittel
der wichtigste Bestandteil der Therapie.

2. Hyposensibilisierung

Die Hyposensibilisierung stellt eine ursächliche Therapie des Heuschnupfens dar. Es wird hierbei versucht das Immunsystem durch Injektionen von den betreffenden Pollenallergenen unempfindlich gegen die Pollen zu machen. Der Allergiker bekommt dabei sein Pollenallergen in allmählich ansteigender Dosierung unter die Haut gespritzt, alternativ kann das Pollenallergen auch in Form von Tropfen unter d ie Zunge geträufelt werden.
Hierbei kommt es zu einer Umstellung des Immunsystems, bei der die Immunabwehr mit einer anderen Art von Eiweißen ( Immunglobuline der Klasse IGA ) auf die Allergene (Pollen) reagiert und dadurch die allergische Reaktion wie sie bei der Abwehr mit den Eiweißes der Klasse IGE auftritt unterbleibt.


3. Medikamentöse Behandlung

Es ist mittels Medikamente möglich, die allergische Reaktion zu unterdrücken. Hier kommen die sogenannten `Antihistaminika´ zum Einsatz, die die Ausschüttung des Allergiebotenstoffs Histamin blockieren. Es wird dadurch die allergische Reaktion auf z.B. Gräserpollen zum Teil
völlig gehemmt. Neben der Hyposensibilisierung stellt die medikamentöse Therapie einen wirksamen Schutz gegen die Ausbildung eines allergischen Asthmas dar. Alternativ stehen als Medikamente Cortisonpräparate in Form von Tabletten oder Spritzen zu Verfügung.
Biologische oder homöopathische Präparate haben sich in der Allergiebehandlung leider als weitgehend unwirksam erwiesen.


Tipps-Ratschläge:

Pollenallergiker sollten ihre Urlaubsplanung sofern möglich so gestalten, daß sie zur Pollenflugzeit in den Urlaub fahren und Länder mit anderer Vegetation aufsuchen oder in Gegenden mit pollenarmer Luft wie z.B. Inseln, Meer oder Hochgebirgslagen fahren.

Nasenspülungen mit Kochsalzlösung bzw. Emser Salzlösung bewirken eine Ausspülung der Pollen aus der Nase und somit eine Reduzierung der Allergene.

Ca. 1 Stunde nach einem Regen ist die Pollenkonzentration in 1 - 3 Metern Höhen am größten. da nach Verdunstung des Regenwassers die Pollen wieder aufsteigen. Spaziergänge sollten zu dieser Zeit unbedingt vermieden werden.

Häufiges, wenn möglich tägliches Staubwischen und Staubsaugen vermindert die Anzahl der in der Wohnung befindlichen Pollenstaubes ( ggfs. Problemen Mund/Nasenschutz verwenden ).

Vor dem Schlafengehen kurz die Haare auswaschen und die Kleidung möglichst nicht im Schlafzimmer ablegen.

Das Lüften der Räume sollte der zeitlich unterschiedlichen Pollenkonzentrationen angepasst sein, in ländlichen Gebieten sollte abends zwischen 19.00 und 24.00 gelüftet werden, in der Stadt zwischen 6.00 und 8.00 Uhr morgens.